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Barrierefreies Bad - Design für alle!

Design für Alle – Chance für Viele!

Es geht um Barrierefreiheit. Ok?! “Design“ mag man noch damit in Verbindung bringen, aber „für ALLE“?
Zuerst ein Blick in die Geschichte.

Mit der Verkündigung des Grundgesetzes durch Konrad Adenauer am 23. Mai 1949 war der Grundstein für Barrierefreiheit gelegt. Im Artikel 3 des Grundgesetzes heißt es:

  • Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Das Wort „barrierefrei“ gab es noch nicht. Es wurden Begriffe wie „behindertengerecht“ und „behindertenfreundlich“ verwendet. Die damalige Sichtweise auf eine vermeintliche Gleichstellung setzte bei den Menschen mit Behinderung an. Sie sollten mit Hilfsmitteln ausgestattet und entsprechend trainiert in ihrer Umwelt zurechtkommen.

Das Wort „barrierefrei“ gab es noch nicht.

Erst mit dem Behindertengleichstellungsgesetz BGG vom 1. Mai 2002 etablierte sich der Begriff „barrierefrei“ und veränderte auch die Sichtweise. Der Fokus liegt seither mehr auf der Umwelt und dem Ziel, diese so zu gestalten, dass Menschen mit Einschränkungen der Motorik, Sensorik und der kognitiven Fähigkeiten ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe im Alltag zurechtkommen.

Es geht wesentlich um Inklusion.

Obwohl sich schon viel getan hat in den letzten 20 Jahren, steckt die Barrierefreiheit noch in den Kinderschuhen. Das liegt auch an einer grundsätzlich fehlenden Akzeptanz für die Sache.

Einerseits kosten barrierefreie Um- oder Neubauten meist mehr Geld und bewegen sich rechtlich manchmal auf unebenem Gelände. Das ist z.B. bei ebenen Terrasseneingängen Thema. Hier „zwingt“ die Barrierefreiheit zur Vereinbarung einer Sonderkonstruktion. Es steht die DIN 18040 – barrierefreies Bauen gegen die DIN 18531 – Abdichtung von Dächern. Gut 50 Normen kommen je nach Bedarf für barrierefreies Bauen zur Anwendung und decken sich nicht immer mit den allg. anerkannten Regeln der Technik.  

Andererseits erinnern barrierefreie Hilfsmittel oft an medizinische Gerätschaften um die Jahrhundertwende und fördern dadurch nicht die Bereitschaft zur durchaus sinnvollen Investition. Ein guter Lösungsansatz ist das „Design für Alle“. Dazu später mehr!

Ein guter Lösungsansatz

Warum ist Barrierefreiheit ein so wichtiges Thema, gerade in unserer Gesellschaft? Hier hilft ein nüchterner Blick auf Zahlen und ein ebenso nüchterner Ausblick in die eigene Zukunft.

In Deutschland gibt es ca. 1,5 Mio. Rollstuhlfahrer (www.rollinetz.net), dazu kommen Menschen mit Gehbehinderungen (permanent oder zeitlich begrenzt durch z.B. Unfall). Menschen mit Blindheit sind in Deutschland nicht erfasst. Hochrechnungen auf Basis von Zahlen der DDR (www.anderes-sehen.de) ergeben ca. 164.000 Menschen mit Blindheit. Massive Sehstörungen gibt es ca. 500.000 mal. Dazu kommen Brillenträger mit mehr oder weniger starker Einschränkung. Taubheit kommt etwa 80.000 -fach vor (www.gehoerlosen-bund.de). Dazu kommen ca. 260.000 Menschen mit unterschiedlich stark ausgeprägten Hörproblemen.

Soweit ein paar Fakten. Nicht erfasst sind vorrübergehend erkrankte Menschen. Drei Wochen Krücken nach dem Skiunfall, 6 Wochen Rollstuhl nach dem Fahrradsturz oder die Armschiene nach der OP. Hierzu kann fast jeder eine Geschichte erzählen! Plötzlich lernt man die Rampe vor dem Amt schätzen oder freut sich, wenn das unebene Kopfsteinpflaster zu einem planebenen Belag wechselt. Was für Menschen mit dauerhaften Einschränkungen zwingend notwendig ist, erleichtert auch bei vorrübergehenden Einschränkungen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.

Es profitieren auch gesunde Menschen

Es profitieren aber auch gesunde Menschen von barrierefreiem Bauen. Menschen mit Gepäck, mit Kinderwagen oder in Ausnahmemomenten wie beispielsweise starkem Stress, Kopfschmerz oder einfach einer zerbrochenen Brille. Dabei geht es insgesamt um weit mehr als nicht zu stolpern oder die erste und letzte Stufe einer Treppe zu erkennen. Es geht um Orientierung, um Kommunikation und Nutzbarkeit in allen erdenklichen Bereichen. Finde ich einen Eingang zum Amt und wenn ja, wo ist das entsprechende Büro? Wie komme ich überhaupt dort hin? Kann ich die Türe öffnen? Habe ich den richtigen Knopf im Aufzug gedrückt, hier wäre doch eine akustische Rückmeldung gut..? Wo ist das nächste WC, wo das Hinweisschild?

Bei Barrierefreiheit geht es nicht zuletzt auch um Hilfe für ältere Menschen. Demenz, Parkinson, Arthrose oder Inkontinenz sind natürliche Begleiterscheinungen einer immer älter werdenden Gesellschaft. Alt gilt man hierzulande ab 65 Jahren. Das sind immerhin 18 Mio. Menschen in Deutschland. Gut 22 Mio. sind über 60 Jahre alt. Es ist also nur eine Frage der Zeit bis jeder auf eine wie auch immer geartete Form von Barrierefreiheit angewiesen ist.

Letztlich hilft Barrierefreiheit allen Mensche…, spätestens irgendwann!

„Design für Alle“ bietet hier einen guten Ansatz. Dabei geht es darum Planung, Gestaltung, Infrastrukturen und Dienstleistungen für alle Menschen zu konzipieren, welche individuelle Anpassung oder Hilfestellung, z.B. aufgrund einer Behinderung oder des Alters, vermeiden sollen. Design für Alle soll dabei von allen Konsumenten komfortabel und attraktiv wahrgenommen werden.

Es gibt bereits etliche erfolgreiche Produkte auf dem Markt. Der flache Stecker der sich leicht aus der Wand ziehen lässt, die Salatschleuder zur einhändigen Nutzung oder der Poollifter der Firma „poolpod“. Damit will jedes Kind im Schwimmbad „fahren“. So verschwindet auch das Stigma einer Behinderung und ein wichtiger Beitrag zur Inklusion wird geleistet.

Die Idee lässt sich aber viel breiter fassen. Eine „Walk in Dusche“, preistreibend im Immobilienblatt angepriesen, oder der Infrarot Wasserhahn an der Autobahnraststätte, der allen eine hygienische Bedienung ermöglicht, beides Intentionen der Barrierefreiheit.

Komfortabel für Alle!

Attraktivität ist das andere Stichwort. Oft erinnern Hilfsmittel wie z.B. WC-Erhöhungen oder Haltestangen in Duschen an Krankenhäuser und assoziieren damit Unbehagen. Mittlerweile gibt es aber schon eine wachsende Palette an attraktiven barrierefreien Produkten. Barrierefreie Bäder können durchaus exklusiv und sehr hochwertig gestaltet werden. Hier ist auch Naturstein ein hervorragendes Element. Durch die Gestaltung mit trittsicheren Oberflächen eignet er sich hervorragend für Nassräume. Auch das ist ein Baustein der Barrierefreiheit, …der auch noch sehr gut aussieht!

In der Küchengestaltung kann Naturstein ebenso einen großen Nutzen bringen. Der Schwerpunkt liegt hier zwar bei der Anordnung der Geräte und der sinnhaften Nutzbarkeit, der Unterfahrbarkeit der Schränke und Arbeitsflächen, aber durch seine Hitzeresistenz bringt Naturstein ein schwerwiegendes Argument. Motorisch eingeschränkte Personen müssen vielleicht den heißen Topf auf der Arbeitsfläche abstellen, oder diesen vom Kochfeld weg über die Fläche ziehen. Auch in Sachen Brandschutz ist Naturstein wegen seiner Eigenschaften hervorragend. Ein gesunder Mensch kann bei Feuer schnell aus der Wohnung flüchten. Ein motorisch eingeschränkter Mensch braucht länger. Hier ist jede Sekunde wertvoll, die einen Brand verzögert und Zeit für Rettung bringt. Brandschutz und Rettung behinderter Menschen sind weitere Bausteine der Barrierefreiheit.

Naturstein kann in vielen Bereichen eingesetzt werden, ob nun als Leuchtdichtekontrast durch zwei verschiedene Natursteine bei Stufenkanten oder als optisches Leitsystem, gefräste Bodenindikatoren für Blindenleitsysteme, eine mit Naturstein belegte Rampe mit seitlichen Radabweisern oder als trittsicherer und rüttelfreier Belag.

Fangen wir an barrierefrei zu denken!

Wenn wir uns vorurteilsfrei dem Thema widmen, könne wie die Not zur Tugend machen! Kreativität ist gefragt!

Hier öffnet sich ein relativ neuer Markt mit vielen Chancen, auch und gerade für Naturstein!

Interessante Links:

EDAD Design für Alle – Deutschland e.V.
Mathias Knigge (Vorsitzender)
Alter Steinweg 22-24
48143 Münster
info@design-fuer-alle.de

Poolpod Products Ltd. 24 Craigmont Street,
Glasgow, G20 9BT, Großbritannien
poolpod@corepdgroup.com